Irgendwann in der Nacht musste es aufgehört haben zu regnen. Bereits kurz vor 9:00 Uhr wurde es uns im Zelt plötzlich recht warm und als wir die „Zelttür“ aufrissen, strahlte uns die Sonne entgegen. Da an Schlaf nun nicht mehr zu denken war, konnten wir den Tag in aller Ruhe mit einem gemütlichen Frühstück beginnen.
Der typische Mittwoch auf dem Summer Breeze startet um 14:00 Uhr mit dem Einmarsch der BLASMUSIK ILLENSCHWANG und einem kleinen Kulturprogramm in Form von klassischem Liedgut, welches dem geneigten Metaller auf verschiedensten Blasinstrumenten auf der Camel-Stage dargereicht wird. Danach spielt auf der T-Stage die erste Band auf.
Dieses Jahr hatten die lustigen Blasmusikanten die Ehre, nicht nur das Festival zu eröffnen sondern gleichzeitig die NEUE T-Stage einzuweihen. Wir haben vom Campground aus bereits am Dienstag gesehen, dass das althergebrachte Party-Zelt einer durchaus beachtlichen Freilichtbühne gewichen ist. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, zumindest den Auftakt des Illenschwanger Vereins zu begutachten. In all unseren Jahren auf diesem Festival ist das aufgrund der späteren Anreise am Mittwoch noch nie gelungen. Premiere also auch für uns. Auf den musikalischen Teil wollen wir nicht weiter eingehen. Auf jeden Fall hatte sich doch ein beachtliches Publikum feierwütiger Festivalbesucher (nebst einiger Einheimischen) vor der neuen Bühne versammelt. Wir schlenderten bei Zeiten weiter und checkten den Rest des schon freigegebenen Geländes ein erstes Mal ab.
An die eigentlichen Hauptbühnen kommt man am Mittwoch noch nicht heran, nur T-Stage und Camel Stage werden am ersten Tag bespielt. Daher blieb eine weitere Frage offen. Der Bereich vor den Hauptbühnen mutet dieses Jahr recht ungewohnt an. Dominiert wird er von einer riesig wirkenden Bühne mit einem echt genialen Design. Von der früheren Pain-Stage allerdings fehlt jede Spur. Zwei „große“ Bühnen sind sowohl in der Running Order als auch in den News erwähnt worden. Ein wenig stutzig macht uns allerdings die Umbenennung in Summer-Stage und Breeze-Stage. Bisher prangte an den beiden alten Bühnen immer recht deutlich die Bezeichungen Main-Stage und Pain-Stage. Heuer lesen wir an dieser Stelle auf der neuen Stage „Summer Breeze“. Wir denken zu wissen was das bedeutet, sind allerdings auf die genaue Umsetzung äußerst gespannt… und kommen damit wieder zum tagesaktuellen Geschehen.
Dieses fand in Form von BEMBERS auf der Camel-Stage statt. Der kauzige Franke war schon im Vorjahr dabei, damals im Campside-Circus. Wir kamen seinerzeit zu spät an und mussten am überfüllten Zelt wieder abdrehen. Zumindest dieses Problem bestand 2017 nicht. Das Areal vor der Bühne des Zigarettenherstellers bietet mehr als genug Platz.
So hatten wir also die Gelegenheit, einen kurzen Blick auf BEMBERS Comedyshow zu erhaschen. Kurz vor allem deshalb, weil wir den Humor des Franken irgendwie nicht so recht teilen. Genügend Metalheads sahen das ganz offensichtlich anders, folgten den Ausführungen des Franken schmunzelnd, nickten zustimmend oder lachten mehr oder minder laut.
Für uns war es an der Zeit für einen kleinen Snack. Gerade als wir in den Campingstühlen Platz genommen hatten, ließ uns ein recht mächtiger Knall aufschrecken. Ein Blick Richtung Hauptbühne verriet den Ursprung recht schnell: Der Donnerschlag war der Beginn eines Tagfeuerwerkes, das das Festival wohl offiziell eröffnen sollte. Vom Zeltplatz war’s auf jeden Fall schön anzusehen.
Wir machten uns nach dem kleinen Snack wieder zur Camel-Stage auf um 17:45 Uhr KONTINUUM einen Besuch abzustatten. Die isländischen Post Dark-Rocker heimsten schon einige Vorschuss-Lorbeeren ein. Da man die Mannen in unseren Gefilden beileibe nicht oft antrifft, waren sie für uns ein kleiner Geheimtipp.
Der Auftritt begann direkt mit “Breathe” gefolgt von “Heimsveldi” und “Kyrr”, ehe die 5 Mannen ihr durchaus recht zahlreich erschienenes Auditorium mit einer Begrüßung bedachten. Offensichtlich wollte man an der Stelle wohl eine wenig Zeit sparen und sich auf die Musik konzentrieren. Hier kommen wir dann allerdings schon zur Krux des Auftrittes:
Das man einen Live-Gig nicht mit einer durchproduzierten Konserve vergleichen kann, ist vollkommen klar. Doch hier lag eindeutig mehr im Argen. Von mächtigen Arrangements oder zarten Gitarrenmelodien blieb beizeiten nur noch ein blechern klingender Brei mit Rückkopplungen als Beilage übrig. Sehr, sehr schade.
Die Programmpunkte auf der T-Stage waren am Mittwoch in der Running Order bis auf den ersten und letzten Slot durchweg als Surprise-Act beschrieben. Wir wussten also erst mit dem Kauf des Programmheftes, was da heute auf uns zukommen würde. Das war eine der Überraschungen, die man im Vorjahr bereits für das Jubiläum versprochen hatte.
Auf arte oder 3sat würde man das, was sich der Veranstalter hier überlegt hat, als Themenabend betiteln. Auf dem Summerbreeze heißt es T-Party. Alles sollte sich um den Mann drehen, der das Festival entscheidend mitgeprägt hat und im September 2013 leider viel zu früh von uns gegangen ist: Michael „T“ Trengert.
Das der Mann nicht nur unser aller Lieblingsfestival als einer von zwei Geschäftsführern dahin gebracht hat, wo es jetzt ist, will man den heutigen Abend lang einmal aufzeigen. In seiner Funktion als Labelchef von Metal Blade Europe hat er vielen aktuell namhaften Bands in ihrer Entwicklung mächtig Schub gegeben. Neben den gleich noch genauer besprochenen Kapellen erwarteten den geneigten Metalfan unter anderem eine exklusive Reunion von VOMITORY, ein „Mad Butcher“-Set von DESTRUCTION sowie ein Old School Set von POWERWOLF.
Die erste Band, denen wir im Zuge der T-Party unbedingt lauschen wollten, waren 18:30 Uhr IN EXTREMO. Manche werden sich gefragt haben, was das denn soll? Spielen die nicht eh schon am Donnerstag? Ja, machen sie – aber da gibt’s dann ein vollkommen anderes Programm.
Heute standen alte Kamellen, teils 20 Jahre nicht mehr gespielt, auf dem Plan. In gewohnt launiger Manier moderierte ‘Das letzte Einhorn’ Song für Song an und vergaß nicht recht emotional auf den Mann einzugehen, um den es heute gehen sollte. Die versammelte Meute konnte sich über alte Klassiker wie “Hiamali Tempore”, “Ai vis a lo lop”, “Herr Mannelig” oder “Schrei” freuen. Ein absolut gelungener Auftritt, der die Vorfreude auf morgen eigentlich sogar noch erhöht. Wir konnten das Ende des Gigs leider nicht mehr erleben, denn unser nächstes Date wartete bereits auf der Kamel-Bühne.
Auch UADA hatten 19:30 Uhr nicht viel mehr Glück mit der Technik auf der Camel-Stage. Der typische, teils recht diffizile Black-Metal Sound der Amis hat durchaus Melodien zu bieten, die wir dieses Mal zumindest im letzten Teil des Auftritts sogar hören konnten. Vorher waren die Gitarren im Vergleich zum Gesang viel zu leise. Aber selbstredend ist die Geschwindigkeit, mit der UADA über’s Breeze fegten, eine ganz andere als bei KONTINUUM. Da fallen technische Unzulänglichkeiten nicht in jedem Moment derart ins Gewicht. Aber genug dazu.
Die Aufmachung der Schwarzmetaller ist typisch düster. Tief ins Gesicht gezogene Kapuzen, Lederweste über Shirts, wahlweise Cargohose oder Jeans, Springerstiefel. Schwarz. Natürlich! Allerdings hat man um diese Uhrzeit und mit der Sonne im Rücken vergleichsweise schlechte Karten, eine richtige Atmosphäre aufzubauen. Das war natürlich ein wenig schade. Doch weder diese Tatsache noch der anfangs schlechte Sound schienen der enorm reichlich versammelten Meute die Freude an einem Gig zu nehmen, der gleich mal mit einem bisher unveröffentlichtem Song begann. Darauf folgten drei Stücke ihres Debüts “Devoid of Light”, ehe ein weiterer unbekannter Titel (nun auch mit besserer Klangqualität) folgte und “Black Autumn, White Spring” das komplett ansagen-freie Set schließlich beendete. Wenn wir den (Live-) Sound der Schwarzmetaller beschreiben sollten, sind wir schnell in Norwegen so Anfang der 90er. Nur eben mit größerer technischer Raffinesse und einer Eingängigkeit, die viele unserer alten Helden – aus heutiger Sicht betrachtet – recht komplett abging.
Hernach war es Zeit etwas zum Abendessen zu besorgen. In den letzten Jahren hat sich die „Fressmeile“ sehr gemausert. Wie schon im Fazit zum Summer Breeze 2016 erwähnt, kann sich der hungrige Metaller mittlerweile auf eine kleine kulinarische Reise begeben. Angefangen mit chinesischem und indischen Essen bis hin zu Crepes, Burgern, Hot Dogs und sogar vegetarischen Gerichten wird alles angeboten. Wir entschieden uns für einen Flammkuchen aus dem Holzofen welcher uns vortrefflich mundete.
Satt und zufrieden ging es nun mit einem Bierchen bewaffnet zurück zur T-Stage um gegen 22.15 Uhr einem weiteren Act auf der Party zu Ehren von Michael Trengert zu lauschen. Ja, auch Weltgrößen wie AMON AMARTH brachte der umtriebige Labelchef „auf Kurs“. Und wie bei allen heute ihm zum Gedenken spielenden Bands verband sie keinesfalls nur eine Geschäftsbeziehung sondern oftmals eine äußerst freundschaftliche Beziehung. Und so war es auch für die Schweden keine Frage, eine kleine Zusatzschicht zum eigentlichen Auftritt am Donnerstag einzulegen.
Schon als wir zur Bühne kamen, ereilte uns ein kleines Deja vú: Wir erkannten sofort das Drachenschiff, welchem wir auf dem Summer Breeze 2009 das erste mal ansichtig wurden. Damals spielten die Nordmänner ein exklusives Set gemeinsam mit den Jomswikingern. Das Schiff wurde für eben diesen Auftritt von der Band und dem SB-Team gebaut. Selbst die Songauswahl erinnerte ein wenig an eben jenen Auftritt, zumindest begann das Set direkt 1:1 mit “Twilight Of The Thunder God” und “Free Will Sacrifice”.
Wir hatten unseren Standort anfangs ein wenig unglücklich gewählt. Der Sound kam bei uns als dumpfes, teils ge-echo-tes Gematsche an. Nach einem Wechsel des Aussichtspunktes war dann aber alles in Ordnung und unsere Ohren zufrieden. Generell hielten es AMON AMARTH wie IN EXTREMO vor ihnen: Man spielte sich durch Songs älterer Alben wie „Twilight Of The Thunder God“, „With Oden On Our Side“ oder auch „Versus The World“– für Fans der jüngeren Geschichte ist dann der Gig am Donnerstag gedacht.
1.15 Uhr schauten wir bei SCHAMMASCH an der Camel Stage vorbei. Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Kollegen von UADA am Nachmittag hatten die Schweizer um diese Zeit natürlich absolut kein Problem, eine düstere Atmosphäre aufzubauen. Das taten sie dann auch mit reichlich Nebel, einem fast ewig wirkendem Intro und einem gut gewählten Querschnitt ihrer drei bisher veröffentlichten Alben. Die Klangwelt der Schweizer konnte vor allem mit Vielfältigkeit überzeugen. Angefangen von melodischen und fast schon fragilen Parts bis hin zu zerstörerisch wirkenden Klängen ließen die Basler alles vom Stapel.
Beseelt vom wirklich gelungenen Auftakt des Summer Breeze 2017 schlenderten wir ein wenig über den Platz, sinnierten bei Hopfentee und Konservenmusik am VIP-Bereich über dies und das ehe wir uns gegen 3:15 Uhr aus selbigem herauskehren ließen und zum Zelt zurückkehrten.
Aber auch da ereignen sich hin und wieder lustige Geschichten: Ein Typ besuchte uns gleich zwei mal. Als erstes um zu fragen ob er sein Bier kurz abstellen könne um seinen Hosenschlitz zu schließen. Und ein weiteres Mal um herauszufinden wo sein Zelt steht. Witzig war vor allem sein Dialog mit sich selbst bei Sätzen wie: „Er wird seinen Schlafplatz schon finden.“ Wir wiesen ihn darauf hin das er schon einmal bei uns durchgekommen sei wonach der „Trunkenbold“ uns berichtigte das sei gestern gewesen. Zum Abschied meinte er „Manchmal isses verrückt…“ und zog von dannen. Eddi fragte sich noch wie man so besoffen vom Duschen kommen kann. Die Comtesse erklärte das es kein Handtuch gewesen sei was ihm über die Schultern hing, sondern nur seine Weste die es nicht mehr geschafft hatte richtig angezogen zu werden. Fast wie eine Komödie im Kino…
Man muss schon sagen: Ganz so alt scheinen wir noch nicht geworden zu sein. Wir hielten es bis fast 6 Uhr auf unseren Campingstühlen aus, bis wir uns entschlossen auch noch mal schlafen zu gehen…
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