Summer Breeze 2017 – Donnerstag

Summer Breeze Open Air 2017 - Donnerstag
Summer Breeze Open Air 2017 - Donnerstag

Der Sonnengott meinte es wieder sehr gut mit uns, zu gut. So waren wir gezwungen nach ca. 3 Stunden Schlaf aufzustehen und zu frühstücken. Kleiner Trost: Da uns erst mal keine der morgendlichen Bands sonderlich interessierte, konnten wir noch etwas chillen und von 11.00 – 11.45 Uhr den Ungarn von FIRKIN vom Zeltplatz aus zuhören.

Dann starteten wir zu einem ersten Einkaufsbummel. Leider konnte keiner von uns, trotz des opulenten Angebotes verschiedenster Waren, etwas finden. Beim SB Merchandise hätte das sicher anders ausgesehen aber hunderte Metaller dachten ebenso und bildeten vor dem Stand eine beachtliche Schlange. Wir verschoben einen Besuch also besser auf später.

Whitechapel @ Summer Breeze 2017
Whitechapel @ Summer Breeze 2017

Stattdessen hielten wir bei mittlerweile hochsommerlichen Temperaturen eine kleine Siesta ab. Die erste Band, die uns dann wieder auf das Festivalgelände lockte, war WHITECHAPEL. Die Jungs um Sänger Phil Bozeman enterten 14:40 die neue Hauptbühne für ihren einstündigen Gig. Auffällig viele Fans hatten sich bereits vor der SB-Stage eingefunden. Die fackelten trotz der Hitze dann nicht lange um direkt beim ersten Song, „The Saw Is The Law“, den ersten Circle Pit am Start zu haben. Die erstaunlich hohe Motivation zu körperlicher Betätigung ebbte – weder auf noch vor der Bühne – das ganze Set über nicht ab. Eine Deathcore-Party vom Feinsten hinterließ nach einer Stunde buntem Querschnitt durch das musikalische Schaffen definitiv zufriedene, wenn auch erholungsbedürftige, Fans.

Circle Pit
Circle Pit bei Whitechapel

Achja: Bei dieser Gelegenheit hatten wir das erste Mal die neue Bühne ein wenig genauer unter die Lupe nehmen können. Das Ding ist ja echt der Wahnsinn! Sie thront ein gutes Stück höher als ihre Vorgängerin über dem Platz, besitzt zwei stattlich große Monitore links und rechts ehe sie seitlich von zwei Gargoyles flankiert wird. Das allerdings ist noch lange nicht alles.

Der Clou ist, das es sich – wie wir nach beendetem Auftritt von WHITECHAPEL sahen – hierbei um eine Drehscheibenbühne handelt. In der Mitte der Bühne befindet sich eine Scheibe, die ihrerseits wieder mittig durch eine Trennwand in zwei Teile aufgeteilt ist. Während also eine Band auf der dem Publikum zugewandten Seite spielt, kann im Hintergrund bereits die nächste Kombo ihr Equipment aufbauen. Ist Kapelle Eins dann fertig, dreht sich die Scheibe und schon wird die nächste Band „ausgespuckt“ während die Vorgänger hinten abräumen und die Nachfolger wieder aufbauen. Echt der Wahnsinn. 

SB-Stage
SB-Stage: Drehscheibe in Aktion

Beeindruckt von dieser technischen Meisterleistung, die überdies offensichtlich bestens funktioniert, verließen wir das Festivalgelände schon wieder. Die nächste größere Pause stand an. Ganz generell ist es auch 2017 wieder so, dass die für uns interessanten Bands eher des Nächtens aufspielen. Das muss noch nicht einmal an der vergleichsweise geringeren Bekanntheit der einzelnen Musikgruppen liegen. Bei UADA haben wir gestern ja gesehen, das Black Metal Bands im gleißenden Sonnenschein nicht die Atmosphäre aufbauen können, die ihre Musik nahelegt.

Uns jedenfalls zog es erst kurz nach 22 Uhr wieder zum zweiten Auftritt von AMON AMARTH auf das Festivalgelände. Wie wir selbst war ganz offensichtlich der komplette Zeltplatz sehr gespannt auf die heutige Show der Schweden. Versprochen hatten man uns ja ein unvergessliches Headliner-Erlebnis. 

Amon Amarth @ Summer Breeze 2017
Amon Amarth @ Summer Breeze 2017

Um es kurz zu machen: Die Wikinger um Johan Hegg  hielten definitiv Wort! Uns wurde ein Hit nach dem anderen um die Ohren gehauen. Begleitet von allerlei Pyrotechnik, immer wieder wechselnden Backdrops oder kämpfenden Wikingern auf der Bühne bekamen wir das volle Programm neueren Schaffens geboten. Ein weiteres Highlight war der Gastauftritt von DORO zu „A Dream That Cannot Be“. Ein riesiges aufblasbares Seeungeheuer zum letzten Song des Sets – „Twilight Of The Thundergod“ – bildete das Finale eines furiosen Auftritts. Alter Schwede!

Auf dem Festivalgelände konnte man die Wikinger übrigens noch länger bestaunen. Sie wurden von einem Kettensägenkünstler in Holz „geschnitzt“ und standen nebst ihrer alten Bühnendekoration (dem Drachenschiff vom gestrigen Auftritt), rechts neben dem Bandmerch.

Nahtlos ging es mit IN EXTREMO von 23.50 – 0.50 Uhr weiter. Diese stellten ja schon am Mittwoch einen der Überraschungsgigs im Gedenken an „T“ dar. Verständlicherweise – zählen die Berliner doch zu den guten Freunden der Veranstalter.

In Extremo @ Summer Breeze 2017
In Extremo @ Summer Breeze 2017

Eine Zeit lang waren wir für „Mittelaltermucke“ überhaupt nicht mehr zu haben und vermieden dieses Genre (jahrelange MA-Markt Besuche). Doch dieses Jahr freuten wir uns auf den Auftritt der siebenköpfigen Band, welche genau heute zum 1000-sten Mal live auf der Bühne stehen sollte – ein eindrucksvolles Jubiläum!

Eine beachtliche Menge hatte sich demnach auch vor der SB-Stage versammelt. Die Truppe lieferte eine super Show die äußerst kurzweilig war. Das die Songs der neuesten Scheibe „Quid Pro Quo“ bei den älteren Fans teils nicht so gut ankommen, konnten wir heute Abend nicht bestätigen. Uns gefiel die Darbietung des gleichnamigen Titelsongs ebenso wie das als Opener eingesetzte“Feuertaufe“ und natürlich der absolute Partykracher „Sternhagelvoll“ richtig gut. Einzig „Pikse Palve“ irritierte uns – gerade als Abschluss des Gigs – irgendwie.

Aber selbst wer mit den neueren Songs der Berliner nicht so gut klarkommt, brauchte kein Trübsal blasen. Mit „Vollmond“, „Spielmannsfluch“ oder auch „Liam“ wurden der feiernden Meute genug ältere Hits um die Ohren gehauen. Eine Überraschung gab es zudem noch bei „Unsichtbar“: Der Gitarrist und Sänger von Kreator, Mille Petrozza, unterstützte die Band – wie auch schon auf dem Studioalbum „Sterneneisen“ geschehen – heute live.

In Extremo: Feuerwerk nach 1000. Auftritt
In Extremo: Feuerwerk nach 1000. Auftritt

Nach diesem sehr beschwingten Auftritt stand die erste Überschneidung in unserer persönlichen Running Order an. Während WARDRUNA auf der SB-Stage spielen sollte, wollte ENSIFERUM auf der T-Stage für Stimmung sorgen. Auch wenn letztgenannte im Anschluss an IN EXTREMO besser gepasst hätten, entschieden wir uns vorerst, vor der Hauptbühne zu verweilen und WARDRUNA zu lauschen. 

Uns war die Band im Vorfeld kein großer Begriff. Interessant wurden die Norweger eigentlich ob des kleinen Verweises auf die Beteiligung am Soundtrack zur Fernsehserie „Vikings“. Einar Selvik, Kopf der Band, spielte sogar einige kleine Gastrollen. Außerdem würden wir – so hieß es in der Ankündigung – einen der äußerst seltenen Open Air Auftritte der Band ansichtig werden.

Der Platz vor der Hauptbühne hatte sich bis zum Beginn des Gigs auf eine relativ überschaubare Menge an Besuchern gelichtet. So konnten wir einen guten Blick auf die Performance der Norweger werfen. „Performance“ trifft es dabei ziemlich gut. Düstere Ambient-Folk Klangarrangements, gespielt auf zum Teil selbstgebauten Instrumenten, begleitet von Lichtspielereien und äußerst variablem Gesang konnten wir vernehmen. 

Klingt gut? Ja, hätte es vielleicht auch sein können. Uns allerdings fehlte die heimelige Atmosphäre, die ein solcher Auftritt verdient hätte. In einem kleineren Club, auf der Bühne eines Amphitheaters oder sogar auf der T-Stage des Summer Breeze wären die Nordmänner unserer Meinung nach weit besser aufgehoben gewesen. Vielleicht ist das ein Grund, warum WARDRUNA eher selten auf Festivals zu sehen ist…

Wir verließen nach einer angemessenen Weile also den Platz vor der SB-Stage um es der kleinen „Völkerwanderung“, die zwischen IN EXTREMO und ENSIFERUM zwischen den Bühnen stattfand, gleichzutun. Leider haben wir von den finnischen Viking-Metallern um Markus Toivonen nur noch die letzten drei Songs mitbekommen. So können wir uns natürlich keine allumfassende Meinung mehr bilden. Wir hatten aber das Gefühl, dass die Luft irgendwie schon raus war. Zwischen den Songs vernahmen wir in langen Pausen vor allem recht unmotiviertes Geklampfe auf den Gitarren. Stimmung kam zumindest bei uns nicht mehr auf.

Firtan @ Summer Breeze 2017
Firtan @ Summer Breeze 2017

Den Abschluss des Abends – zumindest was Bands anging – bildeten um 2:00 Uhr FIRTAN auf der Camel-Stage. Der aus dem Althochdeutschen stammende Name bedeutet soviel wie „verflucht“ oder „gottlos“. Damit steht eigentlich schon fest, in welche musikalische Richtung die Reise führen würde. Düsterer Black-/Pagan-Metal stand auf dem Programm und wir genossen den Gig der Süddeutschen auch zu so später Stunde ganz und gar nicht allein. Je einen Song ihrer bisher 3 Veröffentlichungen und als kleines Schmankerl zum Abschluss einen bisher unveröffentlichten Titel namens „In Lichtlosen Tiefen“ gaben die Lörracher zum Besten, ehe sie uns in die Nacht (oder das kommende Morgengrauen?) entließen.

Wir folgten direkt dem Schema vom Vorabend. Auf einen kleinen bierseligen Gedankenaustausch bei Konservenmucke folgte gegen 6 Uhr morgens der Rückzug in unsere Schlafsäcke. 

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