Summer Breeze 2010

Wir sind angekommen… und das so zügig wie noch nie. Gerade mal 4 Stunden brauchten wir bis Dinkelsbühl. Der Weg vom Ortseingang bis zum Zeltplatz nahm hernach nochmal eine Stunde in Anspruch – und das obwohl Mitglieder der Feuerwehr dieses Jahr den Verkehr regelten und damit einige potentielle Staustellen entschärften.

Mittwoch, 18.08.2010

Ein Plätzchen auf dem VIP-Campground war nach kurzer Suche schnell gefunden, die Behausung halbwegs ohne Regen errichtet, so das wir uns nun erstmal ein Bierchen gönnen. Die Wolkendecke reißt gerade auf, was uns dann wohl gleich zu einer ersten Runde über den Zeltplatz animieren wird. Cheers… und bis später


2:00 Uhr
Nach mehreren Bierchen, die uns die Zeit bis zum Auftritt von EQUILIBRIUM verkürzen sollten, sind wir in den Morast von Dinkelsbühl gen Partystage aufgebrochen. Vor den Einlass wartete – gefühlt – der halbe Zeltplatz auf Zutritt zum Festivalgelände. Nach den überwundenen Metern durch immer tiefer werdendes Sumpfgebiet standen wir vor einem zum bersten gefülltem Zelt. Ja, das Zelt ist dieses Jahr größer geworden – groß genug für EQUILIBRIUM war es trotzdem nicht. Im Umkreis von ca. 15 Metern standen die Fans und versuchten einen Blick auf die Band zu erhaschen. Erschwert wurde dieses Unterfangen durch die abgehangenen Zeltwände, die gerade mal an 2 Stellen einen Blick ins Innere gewährten. Wir entschieden uns für das kleinere Guckloch rechterseits. Gesehen haben wir wenig, gehört noch weniger. Die Camel-Stage direkt neben dem Partyzelt hat ihr Equipment anscheinend ordentlich aufgerüstet und wollte das heute wohl mal testen. Gab es schon vorher bei den Auftritten von den SMACK BALLS teilweise recht krasse Überschneidungen mit den im Zelt spielenden Bands, verdarb und die “tolle Partymucke” auf der Camel-Stage dann vollends den Auftritt von EQUILIBRIUM.

Zur Band selber: Der Auftritt unterschied sich sowohl in der Setlist als auch in den Ansagen zwischendurch kein bisschen vom Gig letzte Woche auf dem Rock im Betonwerk (und demnach wohl auch kaum vom Konzert auf dem Wacken Open Air.). Sonderlich einfallsreich war das nicht, die Masse feierte trotzdem ordentlich mit.

Wir haben unser Frustbier mittlerweile weg, hören aus Richtung Partyzelt gerade ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY und werden uns dann so langsam in Richtung Zelt begeben. Wir sind gespannt auf die folgenden Tage…

Donnerstag, 19.08.2010

16:00 Uhr
9:00 Uhr hats uns heute morgen aus dem Zelt getrieben. Schuld war nicht nur die Sonne, sondern auch die Geräuschkulisse um uns herum, die unsere Ohrstöpsel eindeutig überforderte.

Nach einem ausgiebigen Frühstück hieß es dann, BLEEDING RED zum Gewinn des New Blood Award zu gratulieren. Die Schwaben hatten sich am Vorabend gegen die Konkurrenz recht deutlich durchgesetzt und durften traditionell das Summer Breeze 2010 auf der Painstage eröffnen.

Nachdem unsere persönliche Summer Breeze Eröffnung gestern mit EQUILIBRIUM Dank widrigen Umständen nicht so recht glücken wollte, wollten wir es heute 15:00 Uhr im Partyzelt bei den Mittelalter-Spaßbarden von FEUERSCHWANZ auf einen 2. Versuch ankommen lassen.

Guter Dinge, das das Tent diesmal nicht überfüllt sein würde, stiefelten wir also gen Festivalgelände, schauten uns schonmal die Verkaufsstände und die beiden Hauptbühnen an um dann das Partyzelt zu entern.

Schon auf dem Weg wurde uns klar, das wir wohl wieder vor der schattenspendenen “Überdachung” Stellung beziehen werden. Die Party Stage barst bereits aus allen Nähten, wir ergatterten zumindest noch einen annehmbaren Platz vor dem Tent und sahen uns eine sehr gelungene Show der Feuerschwänze an. Die hatten von der ersten Minute an kein Problem, die Masse anzuheizen – der ein oder andere Animateur auf Mallorca würde beim Anblick der Show dieser Damen und Herren wohl liebend gern im Boden versinken.


18:00 Uhr
Auch uns stimmte der Auftritt wieder Milde, wir gönnten uns ein Bierchen am eigenen Zelt um hernach nahtlos mit den GRAILKNIGHTS weiter Party zu feiern. Ähnlich wie EQUILIBRIUM haben auch die Gralsritter sich erst eine Woche vorher auf dem Rock im Betonwerk die Ehre gegeben. Während Erstgenannte einfach eine Kopie des vorhergehenden Auftrittes runterspielten, variierten Letztere ihre Schlacht um den heiligen Gral ein wenig mehr. Im Gegensatz zum RiB mussten die Schlachtführer ihrem Battlechoir auf dem SB keinerlei Weisungen erteilen – das Publikum schien bereits einige Kampferfahrung zu haben denn die üblichen Schlachtrufe wurden von der ersten Sekunde an prompt erwiedert. So gewannen die Mannen um Sir Optimus Prime gemeinsam mit ihrem Battlechoir auch diese Schlacht gegen Dr. Skull und seine dunklen Armeen. (Wem die letzten Sätze einfach nur seltsam vorkommen, sollte unbedingt mal auf Castle Grailskullvorbeischauen.)

Euphorisiert von der vorangegangenen Schlacht zogen wir vor die Painstage, um den 69 EYES unsere Aufwartung zu machen. Das die Finnen schon alte Hasen im Musikbusiness sind merkt man a) an den musikalischen Fähigkeiten der Band und b) leider so langsam auch am Aussehen des in die Jahre kommenden Sängers. Vor allem die alten Hits wurden von den Fans vor der Bühne abgefeiert. Neueres – nicht mehr ganz so gothiclastiges – Material aber auch mindestens mit einem wohlwollenden Mitwippen bedacht. Eddi hatte die Band vor ca. 8 Jahren das letzte mal live gesehen und befand zumindest den diesmal vollkommen unpathetischen Auftritt der Helsinki Vampires als Weiterentwicklung: Weniger “Gothic Girl” – mehr Rock ’n’ Roll.

An profanes Mitwippen war hernach bei den APOKALYPTISCHEN REITERN natürlich nicht zu denken. Hüpfen, Tanzen, Moshen und Crowdsurfen war angesagt, als die Reitermania über Dinkelsbühl hereinbrach.

Wo bei Junggesellenabschieden eine nackte Stripperin aus einer überdimensionalen Torte steigt, platzt bei den Reitern ein gigantischer Ballon und Sänger Fuchs springt heraus, um das Summer Breeze für 60 Minuten in eine kleine Partyhölle zu verwandeln. Die Setlist beinhaltete tendenziell eher neuere Stücke, insgesamt fanden wir sie recht gelungen. Beim letzten Stück – natürlich wieder Seemann – stürmten um die 30 Mädels die Bühne und feierten von da oben aus mit den Reitern ab.


22:00 Uhr

Für uns hieß es danach erstmal feste Nahrung aufnehmen, damit wir uns frisch gestärkt zu SWALLOW THE SUN wieder im Partyzelt einfinden konnten. Als wir ankamen standen die Musiker schon reglos auf der in dunkelblaues Licht gehüllten Bühne. Die ersten Töne des Intros waren erklungen und mit dem Schritt ins Tent tauchten wir in eine düstere Atmosphäre ein, die uns für die nächsten 45 Minuten umhüllen sollte. Auch die Band war wohl voll in ihrer selbstgeschaffenen Welt und bemerkten nicht, wie schnell die Zeit verging. Als Juha Raivio gerade das nächste Lied ansagen wollte, wurde er vom Bühnenmanager darauf hingewiesen, das die Spielzeit abgelaufen ist. So kam das Ende des Auftritts recht aprupt, man verabschiedete sich mit dem Hinweis, das die Band im Dezember wieder in Deutschland unterwegs ist.


23:30 Uhr
Danach ist für uns das Pflichtprogramm eigentlich erfüllt. ENDSTILLE im Partyzelt wollen wir uns wegen der zu vermutenden Menschenmasse vor dem Zelt garnicht erst antun, SUBWAY TO SALLYbeschallen gerade das Festivalgelände und unseren Zeltplatz unüberhörbar. Ein kleines Feuerwerk, ein bunter Querschnitt durch die musikalische Schaffenszeit der Band, dazu die typisch energiegeladene Bühnenshow – und das komplette Festivalgelände tobt. Wir haben das, gerade auf dem SB, schon einige Male gesehen, können diesen Auftritt also getrost schwänzen.

Freitag 20.08.10

12:30 Uhr

Genau wie den Tag zuvor krochen wir schon nach 9 Uhr von der Hitze geplagt aus unseren Behausungen. Vorteil: wir hatten eh vor schon recht früh sprich 11 Uhr zu CUMULO NIMBUS vor der Pain aufzuschlagen. Nachteil: Wir waren noch rotzmüde. Nichts desto trotz gab es einen Muntermacher – nein Kaffee! – und  ein reichhaltiges grundlage-schaffendes Frühstück. So konnten wir dann auch rechtzeitig vor der Bühne Parade stehen.

Neugierig lauschten wir den Deutschen, hatten wir zuvor gehört das dies nicht die normale 08/15 Mittelalterband sein sollte, sondern das jene mit eher in der Renaissance vermuteten Klängen daherherkämen. Nach 10 Minuten bemerkten wir das es nicht viel Unterschied zum Mittelalterrock gibt wie ihn auch In Extremo und Konsorten spielen. Statt dem mittelalterlichen Dudelsack kamen halt Renaissance-Laute oder Violine zum Einsatz. Der weibliche Gesang ging leider in den Gitarrenriffs total unter, erst als Carolynn zur Flöte griff konnte sie ihr Können beweisen.

Wohlwollend stellten wir dennoch fest das es zum Einstieg in einen neuen Tag ein guter Anfang war, machte die flotte Mucke doch gleich etwas munterer und lud die kleine Menge zum Mitmachen ein. Wer sich noch nicht so gern bewegen wollte, mußte angesteckt von der auflammenden Euphorie zumindest mit dem Fuß wippen.

Schon wurde unsere erste Pause eingelegt und es ging zurück zum Campingplatz. Nach 12 Uhr erfanden wir uns einen Grund das erste Bier zu genießen und stießen nach kurzem Aussieben der vorhandenen Optionen auf das schöne Wetter an. Eine ausgiebige Behandlung mit Sonnencreme folgte dem ersten Alkoholika und wir machten uns fettig glänzend auf den Weg zum Gelände.


17:00 Uhr

13.35 Uhr fanden wir uns zu LETZTE INSTANZein. Die Zeit vor der Pain verbrachten wir mit gemischten Gefühlen.Einerseits vermisste man die alten Sachen, andererseits wurde auch Material vom neuen Album zum Besten gegeben. Premiere sozusagen. Die Animation der Fans gelang den Dresdnern durchaus. Das Lautstärkespielchen amüsierte sehr wobei Sänger Holly mittels Herunter- und Heraufziehen eines imaginären Reglers die Menge auf ihr Können testete, ob sie diesem die Intensität ihres Brüllens anpassen können. Insgesamt doch ein gelungener Auftritt. Die Mucke im Zusammensppiel mit den witzigen Einlagen war bei uns gut angekommen.

Hernach folgten 14.25 Uhr FIDDLER´S GREEN welche die große Bühne in Beschlag nehmen durften. Hierzu hatten sich deutlich mehr Leute eingefunden. Sofort konnte die Band an die vorher angefachte Stimmung anknüpfen. Sie schaffte es innerhalb kürzester Zeit diese noch zu steigern, trotz anfänglicher Soundprobleme die sich immer wieder in die ersten Songs schlichen.

Auch wir kamen nicht drumherum und wurden vom rockigen Irish Folk der Mannen mitgerissen. Wenn man das SB weiterhin facettenreicher gestalten will, dann doch bitte mit Bands dieses Schlages.

Allerbester Laune begaben wir uns nun erstmal auf die Shoppingmeile um mehrere angedachte Sachen zu besorgen. Eisis Sonnenbrille hatte am Morgen mit einem Bügelbruch der vorzeitige Tod ereilt, auch schien ihm unbarmherzig die Sonne auf die Omme. Um keinen Hitzeschlag zu riskieren trödelten wir an allerlei Ständen entlang um einen neuen coolen Augenschutz und ein Cap zu erwerben. Auch bei Comtesse fand sich noch eine Kopfbedeckung mit SB Logo ein und ebenso kam Eddi nicht umhin sich einen modischen Hut auf dem Haupthaar zu plazieren. Sonnengerüstet konnte es nun wieder zurück gehen.

Diesmal führte uns unser Weg ins Partytent zu PANTHEON I. Für den Fakt, das in dieser Band durchaus Größen der norwegischen Black Metal Szene spielen (u.a.Mitglieder von 1349, Trollfest) fanden wir im Zelt fast schon erschreckend wenig Leute vor. Was uns im folgenden dann musikalisch geboten wurde, war leider eher durchwachsen. Den gewissen Unterschied zu anderen Black Metal Bands macht bei PANTHEON I ja eindeutig Julianne Kostøl am Chello aus. Wenn das dann allerdings nicht zu hören ist, bleibt ein eher durchschnittliches, mit Blastbeats überladenes Musikerlebnis.

Mittagessen war unser nächstes Projekt und wir vermissten schon am Zweiten Tag ein schönes Stück totes Fleisch auf dem Teller. Stattdessen gab es Kohlrouladen aus der Büchse. Der Versuch etwas “Unsuppiges” und lecker Klingendes zu vertilgen scheiterte kläglich. Ih-bah!


23:35 Uhr
Die Pause zog sich sehr lang hin. Vom VIP Camping aus gut zu hören begleitete uns z.B. HYPOCRISY und GORGOROTH durch mehrer Etappen des “Bier-in-den-Hals-stellens”. Zweitgenannte haben wir mittlerweile schon mindestens 4 mal gesehen unter anderem in unser Heimatort Bischofswerda im hiesigen East Club. Somit hatten wir zumindest für diese Band eine Ausrede zum Schwänzen. Endgültig fanden wir uns erst wieder 22.50 zu WATAINein.

WATAIN sorgten dafür das die Partybehausung randvoll wurde. Das düstere Intro, die dunkle Lichtstimmung, eine aus umgedrehten Kreuzen, brenndendem Bandlogo und derlei bestehende Bühnendeko und natürlich ein martialisch anmutendes Corpsepaint der Mannen auf der Bühne – alles was ein zünftiger Black Metal Auftritt braucht, war vorhanden. Musikalisch konnten die Schweden den hohen Erwartungen, die viele in sie setzten (hatten sie doch kurz vorher auf dem Party.San schon eine Hammershow hingelegt) problemlos gerecht werden.

Nach einem Gang zum Handbrotstand (sehr leckeres Zeuch und feste Nahrung) entschlossen wir uns der Körperreinigung nachzugehen und machten uns auf zu den Duschen. Einen halben Tages- oder Nachtmarsch später hatten wir den Weg vom VIP Camping bis zu Tower D hinter uns gebracht und erfreuten uns an dem warmen Wasser.

Hierzu sei erwähnt das eine Ablage gegenüber den Duschkabinen sehr sinnvoll wäre da man(n) ungern seine Klamotten über die Tür hängen möchte, denn diese werden natürlich auch zum Teil nass. Schwierig gestaltet sich hernach auch das Anhosen auf dem nassen Gang ohne Möglichkeit zum Ablegen oder Festhalten um trockenen Fusses in seine Springer zu gelangen. Des Metallers liebste Behaarung, die lange Matte, kann nicht getrocknet werden da leider nicht der Luxus einer Steckdose besteht um einen Fön zu bemühen. Zum Glück war es diese Nacht nicht zu kalt und wir gingen wohlriechend zu unserem geliebten Pavillion zurück. Leider machte das Duschen zwei von uns drei (und es war nicht die Frau) müde und so fand die Party ein jähes Ende. 2.15 Uhr verschwanden wir in unseren Schlafsäcken. Total untrue!!!

Samstag 21.08.10

14:00 Uhr
Aufstehen siehe die Morgen zuvor: gleiche Zeit, gleicher Grund. La La La Frühstück…

Ansich wollten wir ein wenig am Zelt entspannen, doch der Soundcheck von BE´LAKOR ermutigte uns dann doch zu einem kurzen gang Richtung Painstage.

Für die Uhrzeit (11.00 Uhr)und das Wetter hatten sich beachtlich viele Fans vor der kleinen Bühne versammelt. Eigentlich kein Wunder, galten die Australier doch schon im Vorfeld als kleiner Geheimtipp. Vereinzelt wehten sogar Landesfahnen im nicht vorhandenen Wind. Als die Band dann die Bühne betrat, wirkten sie halbwegs unscheinbar doch sobald der Sound einsetzte, war dieses Gefühl vorbei: Ein musikalisch unglaublich vielfältiges Metal-Gewand breitete sich binnen kürzester Zeit über den Umherstehenden aus. Mal verspielt melodisch, mal forsch voranpreschend, keiner der leider nur 4 Songs in den 30 Minuten Spielzeit wurde auch nur für eine Sekunde langweilig. Hier darf man getrost von einer wahren Innovation sprechen. Von daher ist es schon schade, das man die Aussies aufgrund der Entfernung in Deutschland wohl eher selten zu Gesicht bekommen wird.

Erwähnt sei noch: Kurz nach dem Ausklingen des letzten Liedes begann ein wahrer Sturm zum offizellen Merchandisingstand und die T-Shirts der Australier gingen weg wie “warme Semmeln”. Innerhalb kürzester Zeit war alles ausverkauft. Wer hier lahmen Fusses ist, hat verloren. Eisi hatte ebenfalls das Nachsehen.  :(

Eine kurze Schattenpause später standen wir zu VAN CANTO 12.50 Uhr vor der Main Stage. Amüsant war schon zu Beginn die Ansage, dass sie noch nie auf so einer großen Bühne gespielt haben und damit auch ihr Banner nicht angepaßt hatten. Leadsänger Sly meinte, das ein Buchstabe des Namens eigentlich so groß sein müsse wie die Flagge an sich. Zur Sicherheit stellte er sich und seine Mitstreiter nochmals vor und so begann ein wahrlich großartiger Auftritt. Entgegen den Befürchtungen der Band, der Bühne nicht gerecht zu werden, kamen sie uns zu keinem Zeitpünkt in irgendeiner Art und Weise auf der Mainstage verloren vor. Das “Gitarrensolo” – nur oral hergestellt – war mit das Krasseste was wir je erleben durften. Man hatte den Eindruck das hinter der Bühne zwei versteckte Gitarristen eingespielt wurden so real und überzeugend kam der Sound rüber. Völlig begeistert lauschten wir die Band zuende und hatten erstmal unser Highlight des Tages gefunden. A capella Metal ruuuult!


16:45 Uhr

Nach einem kurzen Päuschen fanden wir uns 15.00 bis 15.35 Uhr zu FEJD im Partyzelt ein. Etwas mehr als bei Pantheon I war das Tent recht überschaubar gefüllt. Musikalisch fiel uns auf das sie live um einiges härter klingen als auf dem Album. Damit war leider ein Teil der instrumentalen Vielschichtigkeit dahin. Das tat der Stimmung im Zelt aber keinen Abbruch und animierte einige Fans sogar dazu ein Tänzchen aufs schlammige Parkett zu legen, während der Rest die Schweden frenetisch anfeuerte.

Nur um ein paar Fotos zu machen trauten wir uns im Anschluß 16.05 Uhr zu EISBRECHER vor die Main. Der Checker, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt, begrüßte seine Fans und gab die üblichen Sachen zum Besten. Die Musik weicht von unserer Erträglichkeit dermaßen hart ab, dass wir es uns nicht länger antun wollten diesem Schauspiel beizuwohnen. Mit ein paar Fotos im Gepäck machten wir uns schon wieder einmal auf den Rückweg zu unserem schattigen Freund dem Pavillion. Dort angekommen genossen wir ein kühles Blondes und mußten dem Treiben auf der Bühne weiter lauschen, was sich beizeiten zu einem recht spaßigem Unterfangen entwickelte. Denn eins muß man Alexx lassen: er ist sehr unterhaltsam. Jede Ansage des Autoverschiebers war zumindest irgendwie witzig, teils sogar mit einer gehörigen Portion Eigenironie gepaart. Ob er nun auf ein Schild “Checker ich will ein Kind von dir” erwiderte, das er seinerzeit während der Tschernobylkatastrophe im Sandkasten gesessen und Sand gegessen habe und daher nix mehr draus wird, seine Band als “Eisbubis” vorstellte, seine eigene Meinung zum bayrischen Rauchverbot kundtat (“Ja wir Bayern sind super darin bei der größten Scheiße ganz vorn mitzumachen!”) oder aber den Hit der Band mit “Sind Miststücke in the house?” ankündigte – hier wurde einem zumindest außermusikalisch was geboten.


21:35 Uhr

Als nächstes sollten 17:45 Uhr SÓLSTAFIRauf unserer Liste abgehakt werden. Das Partyzelt war recht gut gefüllt und wir sehr gespannt, was sich uns so bieten sollte. Die im Viking Metal Bereich gestarteten Isländer haben musikalisch doch eine ordentliche Drehung hingelegt, “Sigur Rós goes metal!” ist nur eine Umschreibung des derzeitigen Schaffens. Die Klangteppiche, welche wenig später vor uns ausgebreitet wurden, waren tatsächlich enorm feinsinnig, ließen sich nie in irgendeine Schublade quetschen. Der perfekte Soundtrack in eine düstere Welt  – wenn da nicht… nunja – ein für uns eher gewöhnungsbedürftiger Gesang gewesen wäre. Irgendwie wollte der speziell in den agressiveren Parts für unsere Ohren nicht so recht mit der Musik harmonieren.

MÅNEGARM überraschten uns danach mit einer recht schnellen Version des Pagan Metal. Im Gegensatz zur allgemein gültigen Schulbladenbeschreibung geht bei den Schweden halt alles ein wenig schneller, der Gesang ist meist im growligen Bereich anzuordnen. Wären da nicht die kleinen, immer wieder eingestreuten Geigenparts, man könnte die Musik glatt als seichten Black Metal bezeichnen. Der Sound im Zelt war mal wieder etwas härter als gewohnt – im Gegensatz zu anderen Bands passte das hier aber wie die Faust aufs Auge.  Auch die Mannen von Fejd ließen es sich nicht nehmen den Kollegen einen Besuch im Tent abzustatten. Apropos: dieses war ansehnlich voll und die Temperaturen stiegen von Minute zu Minute. Die letzten 10 min hörten wir uns von draußen an um den tropischen Temperaturen zu entkommen.

SUPRISE ACT stand als Nächstes auf unserer Running Order und da auch Metaller neugierig sind, machten wir uns (und anscheinend 3/4 des Zeltplatzes)  auf den Weg zur Mainstage. Der Platz war derart gut gefüllt das wir erste Vermutungen anstellten, ob denn irgendein Headliner nochmal so viele Menschen anziehen würde.

Obwohl nie bestätigt, vermuteten im Vorfeld viele BÜLENT CEYLAN, den einzig wahren Metal-Comedian – bekannt aus Funk und Fernsehen – hinter der Überraschung.  Tatsächlich stimmte das Gerücht und der “Türke” betrat die Bühne. Er brachte auf witzige Art und Weise zum Ausdruck das er sich zugehörig fühlt und auch mit seinem lustigen Programm in Rolle des Mompfreed konnte er mit einem teilweise recht derben Humor gut punkten. Bevor er sich als amtlicher Crowdsurfer bewies und auf diesem Weg die Bühne verlies brachte er nochmal seine Freude zum Ausdruck, das ihn das SB so gut aufgenommen habe. Er hätte vorher schon ordentlich Schiss gehabt.

Das können wir gut nachvollziehen. Schließlich gibt es keine Vergleiche, so einen Auftritt gabs tatsächlich noch nie in einem ähnlichen Rahmen. Die 20 minütige Überraschung war auf jeden Fall gelungen,  ein Festival soll Spaß machen und das hat es mit BÜLENT CEYLAN definitiv. Das sahen nicht nur wir so – die euphorischen Reaktionen der Masse vor der Bühne sprachen eine deutliche Sprache. Einziges Manko: Zumindest von unserem Standpunkt aus war er zeitweise etwas schlecht zu verstehen.

Richtig gut gelaunt nutzten wir eine weitere kleine Pause in unserem Plan um am Zelt das letzte “große” Dosenabendbrot zu uns zu nehmen. Vermissen werden wir Ravioli,  Kartoffelsuppe und ähnliches Zeug auf jeden Fall nicht so schnell.


0:30 Uhr
Der letzte Act des Summerbreeze 2010 sollte für uns EISREGEN in der Geisterstunde und wie die meisten für uns interessanten Bands eigenartiger Weise im Partyzelt darstellen. 15 Minuten später waren wir schon wieder zurück – man staune – denn dort angekommen standen die Massen ca. 15 bis 20 Meter aus dem Zelt heraus, so das wir uns entschlossen umzudrehen denn ein höherer Sinn das Unterfangens weiterzuführen kam uns nicht ein.


0:50 Uhr
Zeit zum melancholisch werden – und das in doppelter Hinsicht. Fast schon zum Standard avanciert ist der letzte Mainact auf der Painstage des SB 2010 eine Doom-Band. Dieses Jahr gebührt MY DYING BRIDEdie Ehre, das Summer Breeze zumindest auf den Hauptbühnen zu beschließen. Im Partyzelt wird auch heute noch bis 4:00 Uhr aufgespielt. Da unsere Heimreise aber diesmal eher starten soll, sitzen wir nun schon unter Zuhilfenahme der letzten Bierreserven beim Verfassen unseres persönlichen Fazit.

PRO:

Ein Lob gebührt zuerst der örtlichen Feuerwehr, welche an den üblichen Staustellen den Verkehr regelte und damit die letzten Kilometer zum Breeze-Gelände erträglich kurz gestalteten.

Die Spül-WCs auf dem Festivalgelände sind eine Bereicherung. Sicherlich waren sie nicht zu jeder Zeit top sauber und es bildete sich schonmal eine kleine Schlange – aber das nimmt man für fließend Wasser nach dem “Geschäft” wohl gern in Kauf.

Die Wasserkanister waren – zumindest wenn wir Wasser brauchten – immer gut gefüllt. Den Matsch davor versuchte man mit Ausstreuen von Kalk einzudämmen, was eine sehr gute Idee war.

Die Videoleinwand ist zwar keine neue Errungenschaft in 2010, aber immernoch total klasse, wenn man sich nicht direkt in die ersten Reihen drängen will.

Vor allem VAN CANTO hatte es uns bandtechnisch total angetan. Es ist immer wieder eine Freude wenn Bands auf der Bühne stehen, die etwas anders als der Standard sind. Wenn die dann auch noch so unheimlich symphatisch rüberkommen und man ihnen zu jeder Zeit ansieht, das auch sie ihren Spaß haben, ist das toll. Auch mit den GRAILKNIGHTS und FEUERSCHWANZ haben wir 2 Bands gesehen, für die Letztgesagtes zutrifft.

Kontra:

Unsere Toiletten wurden erst nach 24 Stunden (also irgendwann Donnerstag Abend) das erste Mal geleert. Das war natürlich viel zu spät. An anderen Stellen (Einlass zum Campground bzw. aufs Festivalgelände) hatte man anfangs den Eindruck, das es dieses Jahr etwas unkoordiniert lief. Das Summer Breeze brauchte irgendwie länger, um in die üblich professionellen Gänge zu kommen.

Die Aufteilung der Bands ist immer so eine Sache, wo man Kritik üben kann. Wir sind keine Veranstalter und haben daher kaum das nötige Hintergrundwissen. Trotzdem verwundert es uns natürlich, wenn Bands die Kapazitäten des Partyzeltes sprengen, während anderswo vor den Hauptbühnen gähnende Leere herrscht.

Die Überschneidungen auf der persönlichen “Das muss ich sehen.” Liste nehmen zu. Das ist wenig verwunderlich, wenn im Vergleich zum Vorjahr ca. 40 Bands mehr spielen. Der ehemalige Vorteil des Festivals, das man eben alle Bands ohne Überschneidungen auf 2 Bühnen sehen konnte, ist dahin. Die Akteure im Partyzelt werden immer namenhafter und sprengen teilweise die Kapazitäten der “kleinen Bühne”. So ist es natürlich frustrierend, wenn man eine Band kaum sehen kann (die Bühne ist im Tent doch um einiges niedriger) und im schlimmsten Fall nicht mal hören kann.. doch dazu gleich mehr.

Größter Kritikpunkt: Die Camel Stage. Wenn die Partystage mal wieder den Massen an Fans nicht standhalten konnte und sich draußen eine Traube bildete, nervte die vom Zigarettensponsor betriebene Bühne noch zusätzlich mit irgendwelcher Partymucke, die in dem Moment sicher keiner brauchte. Bei Eisregen fiel uns das am Meisten auf. Da wurde nach dem ersten Lied der Gruppe sogar nochmal am Regler gespielt, so das wir das Areal genervt verließen. Am Mittwoch gab es zudem noch Überschneidungen mit den im Zelt und auf der Camel Stage spielenden Bands. Das machts nicht besser – schon weil man wohl bei den Liveauftritten die Lautstärke nochmals ordentlich anheben musste.
Über die dort auftretenden Bands können wir an sich wenig sagen, die Comtesse fand DAS PACK ziemlich partytauglich. Eisi und Eddi ist vor allem der generell schlechte (weil meist übersteuerte) Sound aufgefallen.

Ach, und noch eins: Während wir uns in den letzten Jahren über die Metal Hammer DJ Nacht am letzten Abend im Zelt negativ geäußert haben, hätten wir genau sowas gern wieder! Wer auch immer auf der Camel Stage für die Musikauswahl verantwortlich war… lass es bleiben! Da man die Stage auf unserem Zeltplatz lauter hörte als das Partyzelt fiel uns am 2. Abend schon auf, das die Lieder die da zu uns herüberschallten, ziemlich identisch sind. Dasselbe dann am 3. Abend. Die Reihenfolge war anscheinend durch einen Shuffle-Mode bedingt nicht exakt diesselbe – aber wir bekamen tatsächlich jeden Abend die gleichen Stücke zu hören.

Für uns bleibt abschließend zu hoffen, das das ewige “größer, schneller, weiter” auf dem Summer Breeze langsam ein Ende findet. Für den Kartenpreis von knapp 70 Euro sind auch die in den Vorjahren angesetzten 60 Bands fair. Keiner braucht 100 Bands, wenn entweder der Spielort, die Spielzeit oder einfach die Qualität der Band nicht stimmt. Bis 4 Uhr jeden Morgen braucht unserer Meinung nach kaum einer irgendwelche Konzerte. Ab 1 uhr oder 2 Uhr reicht die Beschallung aus der Dose – die sollte dann natürlich weniger eintönig sein wie das, was da auf der Camel Stage abging.

Zum Abschluß wie gewohnt unsere 6-6-6:

Eddi

  1. Van Canto – Der A Capella Metal ist einfach nur Show vom Feinsten!
  2. Månegarm – Die einzige Band wo “härter als auf CD” total positiv war.
  3. Be´lakor – Wer es schafft, mich auch am 3. Tag noch 11 Uhr vor die Bühne zu zerren, verdient Respekt!
  4. Grailknights – Selber ne Story zur eigenen Musik basteln ist geiler als der 1000ste Tolkien-Klau
  5. Solfstafir – Anspruchsvolle Musik live gut umgesetzt.
  6. Watain – Sowohl visuell als auch auditiv genau das, was Black Metal für mich ausmacht

Comtesse

  1. Feuerschwanz – Tränen in den Augen hatte ich bei Mittelaltermusik schon oft *Sarkasmus* – hier aber das erste Mal vor Lachen!
  2. Van Canto – weils total krass ist, das Metal auch “a capella” funktioniert
  3. Månegarm – wegen der schönen Stimmung im Partyzelt
  4. Swallow the Sun – ich bin vorgeschädigt
  5. Grailknights – äußerst unterhaltsam
  6. Bülent Ceylan – Sehr lustiger Auftritt, eine gelungene Überraschung

Eisi

  1. Die Apokalyptischen Reiter – weil ich da am meisten Spaß hatte
  2. Van Canto – gleicher Grund
  3. Grailknights – weil es lustig ist und Spaß macht zuzusehen
  4. Feuerschwanz – Spaßfaktor hoch
  5. Equilibrium – daran sah man die Beliebtheit des Pagan Metal
  6. Be´lakor – wegen dem Überraschungseffekt

Bilder

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


fünfzehn − vierzehn =