Summer Breeze 2025: Freitag

Summer Breeze 2025: Bilder vom Mittwoch

Erst pinkeln, dann gräßliche Musik – das ungeschriebene Gesetz des Festivalmorgens. Doch heute wurden wir überrascht: Die Blase hielt sich verdächtig ruhig, und auch die Nachbarn schienen ihren DJ in den Winterschlaf geschickt zu haben. Eine ganze Stunde später als gewohnt begann unser tägliches Ritual – fast so, als hätte das Summer Breeze kurz in den Snooze-Modus geschaltet. Es war einfach nur ein seltener Moment der Gnade.

Die erste Band des Tages startete für uns wieder früh – ähnlich wie gestern, aber musikalisch in einer völlig anderen Welt. Gestern Hanabie: knallbunte Metalcore-Explosion mit Anime-Vibes und rosa Haaren. Heute Asenblut: Wikinger-Metal mit Axt im Anschlag und Bartöl im Gepäck. Wenn Hanabie ein Energy-Drink mit Glitzer war, dann war Asenblut ein Krug Met, direkt aus dem Schädel eines Feindes gesoffen.

Die Sonne stand hoch über dem Infield, gnadenlos wie ein feindlicher General. Doch unter der Wera Stage sammelte sich das Volk – anfangs war unklar, ob die Menge dem Schatten oder der Band huldigte. Doch mit den ersten Tönen von „Berserkerzorn“ war jede Frage überflüssig. Die Meute jubelte, die Stimmung kochte – und die Bühne wurde zum Schlachtfeld.

Wenn Tetzel und seine Krieger die Bühne betreten, verwandelt sich das Gelände vor der Bühne in ein Schlachtfeld aus Klang und Mythos. Mit donnernder Präsenz schleuderte Asenblut Hymnen wie „Entfesselt“, „300“ und „Wölfe des Meeres“ ins Volk – nicht einfach Songs, sondern musikalische Kriegserklärungen. Jeder Track traf wie ein Axtschlag ins Mark, jeder Refrain hallte wie ein Ruf zur Ehre durch die Reihen der feiernden Meute.

Die Menge antwortete mit erhobenen Fäusten, wehenden Haaren und einem kollektiven Ausbruch aus dem Alltag. Es war, als würde ein uralter Instinkt erwachen – der Drang, sich zu erheben, zu kämpfen, zu feiern. Die Bühne wurde zum Thron, die Fans zu Gefolgsleuten, und die Musik zum Schlachtruf einer modernen Horde.

Zwar hätte der Auftritt zur Abenddämmerung noch epischer gewirkt – mit flackernden Fackeln, aufsteigendem Nebel und dem tiefen Klang von Hörnern, der durch die Dunkelheit schneidet – doch nicht jede Schlacht wird bei Mondschein geschlagen. Auch im grellen Licht des Tages bewiesen Asenblut, dass ihre Macht nicht von der Kulisse abhängt, sondern von der unbändigen Energie, die sie entfesseln.

Nach dem Kampf zogen wir uns zurück. Unter einem Sonnenschirm – einem bescheidenen Baldachin gegen die sengende Sonne – fanden wir Zuflucht. Nicht unbedingt ein kühler Wald, aber immerhin Schatten. 

Dann richteten wir den Blick nach vorn. Die nächste Band stand bereit – stilistisch ein Kontrast wie Tag und Nacht. Wo Asenblut mit archaischer Wucht und mythologischer Bildsprache arbeitete, setzt Avralize auf moderne Härte, emotionale Zerrissenheit und eine Klangwelt, die eher an urbane Abgründe als an nordische Legenden erinnert.

Avralize betraten die Bühne wie ein Sturm, der sich nicht ankündigt, sondern einfach losbricht. Wer sie schon einmal live erlebt hat, wusste: Diese Band kommt nicht, um zu spielen – sie kommt, um alles rauszulassen. Und Energie hatten sie mehr als genug. Jeder Song war ein Ventil, jeder Breakdown ein Befreiungsschlag.

Statt mythologischer Erzählungen gab es rohe Emotionen, urbane Klanglandschaften und eine musikalische Wucht, die direkt ins Herz und in die Magengrube zielte. Die Bühne wurde zum Schauplatz innerer Konflikte, die sich in Shouts, Riffs und pulsierenden Rhythmen entluden.

Avralize wirkten von Anfang an voll bei der Sache. Kein großes Drumherum – einfach raus auf die Bühne und los. Der Sound war druckvoll, die Songs saßen, und man merkte, dass die Band Bock hatte, ihre Energie loszuwerden.

Zwischen den Tracks gab’s ein paar kurze Ansagen, aber im Mittelpunkt stand ganz klar die Musik. Breakdowns, Tempowechsel, fette Riffs – das Publikum nahm’s dankbar auf. Die Fans waren textsicher, laut und durchgehend in Bewegung. Es wurde gesprungen und gefeiert.

Avralize lieferten ab, direkt und ehrlich. Kein Firlefanz, kein Theater – einfach ein starker Auftritt, der genau das brachte, was wir uns erhofft hatten.

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