Mittwoch auf dem Summer Breeze 2025 – Tradition, Hitze, neue Lieblingsbands und der Pavillon als Headliner

Der erste Gang aufs Infield fühlte sich an wie der Eintritt in einen glühenden Hexenkessel – die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel, als sich die ersten Festivalbesucher ihren Weg durch das Gelände bahnten. Doch die Hitze konnte der Stimmung nichts anhaben: Die Vorfreude war greifbar, das Gelände lebendig.

Traditioneller Auftakt: Blasmusik Illenschwang auf der T-Stage

Wie jedes Jahr eröffnete die Blasmusik Illenschwang das Festival auf der T-Stage mit Märschen, Polka und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit. Viele Besucher ließen sich diesen kultigen Start nicht entgehen und feierten die Blaskapelle mit Bier in der Hand und einem breiten Grinsen im Gesicht. Ein Ritual, das das Summer Breeze zu etwas ganz Besonderem macht.

Erste Band auf der Wera Tools Stage: DefectDefects

Uns selbst zog es aber zur Wera Tools Stage, wo die britische Band Defects den musikalischen Startschuss gab. Die Band steht für modernen Metalcore mit emotionaler Tiefe – ihre Songs behandeln Themen wie mentale Gesundheit, Selbstfindung und gesellschaftliche Missstände. Der Platz vor der Bühne war gut gefüllt, und die Menge zeigte sich von Anfang an hochmotiviert. Trotz der brütenden Hitze wurde gefeiert, gesprungen und mitgesungen. Die Band selbst wirkte bestens gelaunt und sichtlich dankbar für den starken Empfang. Ein kraftvoller Auftakt, der Lust auf mehr machte.

Kurze Pause – Bier, Sonne und Festivalflair

Unser-erstes-kaltes-Bier-auf-dem-Gelaende

Nach dem Auftritt gönnten wir uns eine kleine Verschnaufpause, schlenderten übers Gelände und ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Ein kühles Bier in der Hand und das Gefühl, endlich wieder mittendrin zu sein – genau das, was ein Festival ausmacht.

August Burns Red auf der Mainstage – Wenn der August wirklich brennt

August Burns Red

Passend zum Monat und zur Temperatur betraten August Burns Red die Mainstage – und sorgten dafür, dass nicht nur die Sonne brannte. Die US-amerikanische Metalcore-Band ist bekannt für ihre komplexen Riffs, technische Präzision und energiegeladene Liveshows. Und sie enttäuschten nicht: Als Opener coverten sie das epische „Chop Suey“ (System of a Down), das die Menge sofort elektrisierte. Die ersten Takte reichten, und die Meute war im Griff der Band.

Die Stimmung war grandios – Crowdsurfen, Headbanging und ausgelassene Euphorie. Um der Hitze etwas entgegenzuwirken, wurden Feuerwehrschläuche eingesetzt, die das Publikum mit kaltem Wasser abkühlten. Eine willkommene Erfrischung!

Silenzer am Campsite Circus – Klein, laut, intensiv

Silenzer

Nach den ersten paar Songs von August Burns Red mussten wir schweren Herzens weiterziehen – denn Silenzer stand auf dem Plan. Eine Band, die uns beim Hören der offiziellen Summer Breeze Playlist direkt ins Ohr und unter die Haut ging.

Silenzer stammt aus Österreich und bewegt sich musikalisch zwischen Modern Metal, Groove und einer Prise Melodic Death. Ihre Songs sind kraftvoll, direkt und emotional – mit deutschen Texten, die sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Themen anpacken. Eine Band, die nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch mit Haltung und Authentizität punktet.

Am Campsite Circus, der kleinen Bühne mitten im Herzen des Festivalgeländes, hatte sich trotz der Hitze und starker Konkurrenz auf den Hauptbühnen eine beachtliche Menge eingefunden. Die Stimmung war ausgelassen, fast familiär – hier wurde nicht nur die Band gefeiert, sondern auch das gemeinsame Festivalerlebnis. Silenzer lieferten eine Show, die uns sofort mitriss: kraftvoll, nahbar und voller Spielfreude.

Wir waren so begeistert, dass wir direkt nach dem Auftritt zum Merch-Stand pilgerten und uns mit Shirts eingedeckt haben – ein klares Zeichen dafür, dass Silenzer für uns definitiv mehr als nur ein Zufallsfund war.

Zurück zum Zeltplatz – Schatten, Ruhe und Regeneration (aka: Festival-Wellness Deluxe)

Nach all der Action, der brennenden Sonne und den musikalischen Vollgasmomenten war es höchste Zeit für die Königsdisziplin des Festivallebens: Zeltplatz-Chillen. Wir machten uns auf den Weg zurück zu unserem Lager – leicht angeschwitzt, leicht euphorisiert, definitiv sonnengebraten.

Unter unserem schattenspendenden Pavillon, der auf einem Festival fast so wertvoll wie ein funktionierender Dosenöffner ist, ließen wir den Nachmittag erstmal ruhig angehen. Die Campingstühle wurden in Position gebracht, die Schuhe flogen in alle Richtungen, und das nächste kalte Getränk war schneller geöffnet als man „Circle Pit“ sagen kann.

Schatten statt Shouter – Crystal Lake verpasst

Eigentlich stand als nächstes Crystal Lake auf dem Plan – die energiegeladenen Metalcore-Virtuosen aus Japan, bekannt für ihre explosiven Live-Shows und kompromisslose Bühnenpräsenz. Wir hatten uns auf den Auftritt gefreut: Breakdowns, Shouts, Moshpit – das volle Programm.

Doch die Realität sah anders aus. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel, und das Infield lag in gleißendem Licht. Unsere Schattenplätze am Pavillon wirkten plötzlich wie Oasen der Vernunft. Die Entscheidung fiel schnell – statt sich in der Hitze zu rösten, blieben wir lieber sitzen, tranken etwas Kühles und schonten unsere Kräfte für den Abend.

Ein bisschen FOMO war natürlich dabei. Aber Festivals sind auch ein Spiel mit der eigenen Energie – und in dem Moment war der Schatten einfach stärker als der Shouter. Crystal Lake mussten ohne uns abreißen.

20:50 Uhr – Múr auf der Wera Tool Rebel Stage

Mur-1

Die isländische Band Múr präsentierte sich mit atmosphärischem Post-Prog-Metal, der laut Veranstalter als „groovend, heavy, dramatisch, brutal, zart und melodiös“ beschrieben wird. Für uns persönlich war’s eher ein Durchatmen als ein Durchdrehen – ewig lange Intros und ein Gesangsstil, der nicht so recht zündete. Aber: Glück im Unglück! Denn so waren wir rechtzeitig bereit für ein weiteres Highlight des Abends.

21:15 Uhr – In Extremo auf der Mainstage: 30 Jahre Spielmannspower

Der Platz vor der Mainstage war erwartungsgemäß gut gefüllt. Wir standen etwas abseits, in der Nähe der Getränkestände, und lauschten dem Spektakel aus der Ferne. Schon beim zweiten Song, „Spielmannsfluch“, riss die Band die Massen mit – wer bis dahin noch nicht wieder voll wach war, den „weckten die Toten“ direkt beim nächsten Song.

Das Set war ein launiger Ritt durch drei Jahrzehnte Bandgeschichte: von mittelalterlichen Klängen bis zu modernen Rockhymnen, alles dabei. Die Band zeigte sich spielfreudig, das Publikum textsicher, und die Stimmung? Einfach magisch. In Extremo bewiesen einmal mehr, warum sie zu den ganz Großen gehören.

Borknagar – Norwegisches Debüt mit bittersüßem Timing

Für uns die erste wirklich ärgerliche Überschneidung des Festivals: Während In Extremo die Mainstage rockten, feierte die norwegische Band Borknagar ihr Summer-Breeze-Debüt. Wir verließen In Extremo daher etwas vor Setende, um zumindest noch kurz den progressiven Klängen der Nordmänner zu lauschen.

Borknagar, einst als Black-Metal-Projekt mit rauer Kante und nordischer Kälte gestartet, hat sich über die Jahre in Richtung komplexer Klangarchitektur und progressiver Eleganz entwickelt. Heute dominieren ausgedehnte Arrangements, vielschichtige Songstrukturen und der Wechsel zwischen harschem und klarem Gesang. Wer Songs wie „Grimland Domain“ oder „The Winterway“ noch im Ohr hat, erinnert sich vielleicht an eine Zeit, in der die Musik weniger poliert, dafür umso unmittelbarer wirkte – eine Ära, die manchen Hörer bis heute besonders vertraut erscheint – uns eingeschlossen. Die neueren Stücke, etwa vom aktuellen Album Fall (2024), sind zwar technisch beeindruckend, aber für unseren Geschmack etwas zu glatt und verkopft.

Von Borknagar zu Frayle – Zwischen Metal und Melancholie

Frayle-1

Da Borknagar nicht so ganz unser Fall waren, kamen wir früher als erwartet am Campsite Circus an. Dort wollten wir Frayle sehen – eine US-amerikanische Band aus Cleveland, Ohio, die für ihren atmosphärischen Mix aus Doom Metal, Post-Rock und Mantra Metal bekannt ist. Die hypnotischen Vocals von Frontfrau Gwyn Strang und die düstere Klanglandschaft erzeugten eine fast rituelle Stimmung.

Die Meinungen bei uns gingen allerdings auseinander: Die Comtesse konnte mit dem Sound wenig anfangen – zu schleppend, zu langweilig. Eddi hingegen war durchaus angetan, besonders von den tranceartigen Gesangspassagen. Sein Highlight: das Cover von Summertime Sadness – ursprünglich von Lana Del Rey, hier neu interpretiert mit doomiger Schwere und atmosphärischer Tiefe.

Der Supermarkt? Schon wieder zu.

Nach dem Auftritt versuchten wir, den Festival-Supermarkt zu entern – wie schon am Vortag leider vergeblich. Nur bis 22:00 Uhr geöffnet. Kein billiges Bier für uns. Also Plan B: Am Nachbarstand „Frühstück und Flammkuchen“ nach belegten Brötchen geschaut – aber 8,90 €? Nein danke.

Infield oder Zelt?

Kurz überlegt, ob wir nochmal übers Infield schlendern und die dortigen Fressstände abklappern. Am Ende ging’s doch direkt zurück zum Zelt – die Aussicht auf bessere Preise war ohnehin eher unrealistisch. Statt Streetfood gab’s also Proviant aus der eigenen Tasche: eine ehrliche China-Terrine, geschätzter Preis 1,29 €. Nicht glamourös, aber sättigend – und völlig ausreichend.

Der letzte Act: Wir selbst

Eigentlich war der Plan klar: Kurz was Essen, dann noch bisschen Dimmu Borgir mitnehmen, vielleicht sogar noch Sólstafir-Stimmung aufsaugen – und ASP stand auch noch auf der Liste. Aber wie das so ist auf Festivals: Pläne sind gut, aber Pavillons sind besser. Die Motivation war eh irgendwo zwischen „nur kurz ausruhen“ und „ach, morgen ist ja auch noch ein Tag“. Die Entscheidung fiel also schnell und einstimmig – gegen weitere Wege, gegen Überschneidungen, gegen ASP. Dafür für den Pavillon, die Campingstühle und das angenehm abgekühlte Festivalgelände.

Dimmu Borgir dröhnte noch gut hörbar über den Platz, und auch ASP war akustisch präsent – aber gerade da waren wir froh, den Weg nicht nochmal angetreten zu haben. Die Musik war ohnehin nicht unser Fall, und so ließ sich das Set auch ganz gut aus der Ferne ignorieren. Der Gedanke, sich nochmal durch die Menge zu schleppen, wirkte deutlich weniger verlockend als das kalte Bier in Griffweite.

Und so wurde der letzte Act des Tages kein Bandname, sondern ein Zustand: Wir selbst. Müde, zufrieden, leicht klebrig vom Tag, aber mit kühlem Bier in der Hand. Bis halb vier saßen wir noch da, haben den Tag Revue passieren lassen, diskutiert, gelacht, geschwiegen. Die Musik war weit weg – und doch nah genug. Die Stimmung war genau richtig.

Related Posts

Leave a Reply

zwanzig − 5 =